geändert am 04.06.2010 - Version Nr.: 1. 856

Internet-Zeitung www.buergerstimmen.de

Meldung gesetzt von ~ Dr. Dieter Porth --- ---

Themenlisten: ~ kritisieren ~ anregen ~ Verwaltung ~ Politik ~ Bildung ~ Hannover ~ Göttingen ~ Schulen ~ Jungenmalus ~  

Jungenmalus
Jungenbenachteiligung - weil Lehrer einsam sind?

12.11.2007 Die Benachteiligung von Jungen ist ein subtiler soziologischer Prozess. Die Benachteiligung findet während der ganzen Schulzeit statt. Neben dem fehlenden Problembewusstsein ist eine zweite Ursache in der Vereinzelung der Lehrer zu suchen. Supervision und andere Formen der Weiterentwicklung des Lehrers finden an Schulen nicht statt und führen in letzter Konsequenz zu einer zunehmenden Diskriminierung der Jungen, zum Burnout der Lehrer und zum sinkenden Bildungsniveau der Schüler insgesamt.
[Meinung: Eine gute Schulreform würde das Vertrauen der Lehrer untereinander stärken. Dr. Dieter Porth.]

Kommentar,Gedanken, Anmerkungen, ...

Redaktion buergerstimmen.de - Dr. Dieter Porth, Göttingen: Nachsatz Ich hoffe, dass das Prinzip deutlich wird. Die Jungenbenachteiligung ist lediglich ein Indiz. Die Ursache ist nicht wirklich das Verhalten der Jungen und auch nicht vordringlich die Unterrichtsinhalte, sondern die "Vereinsamung" der Lehrer. Der Einzelkämpfer "Lehrer" entwickelt im Laufe seiner Lehrerarbeit oft einen immer schlechteren und einfacheren Unterricht. Mit der Vereinsamung kommt auch die Verunsicherung der Lehrer - und welcher Schüler lernt schon von unsicheren Lehrern? Die Diskussionen um Bildungsstandards, die seit PIAS die Beamte beim KMK und in den Ministerien beschäftigt, redet an dem eigentlichen Problem der Bildungsmisere vorbei - die Kommunikationsschwäche in deutschen Schulen.
An Göttinger Schulen finden meines Wissens keine regelmäßigen Seminare/Supervisionen zur Selbstentwicklung des Unterrichts statt. Selbst an der Modellschule IGS sind institutionelle Strukturen zur Weiterentwicklung des Unterrichts nur in Ansätzen vorhanden. Dr. Dieter Porth.

 
Emailnachricht: Kontaktlink zu Redaktion buergerstimmen.de [ Homepage ] (Dr. Dieter Porth)
 

Kommentar - wie könnte die Jungenbenachteiligung entstehen - Der Versuch, eine kreative Erklärung zu finden


Vorwort
Die ist nur ein Versuch, eine Idee zu entwickeln. Die Hypothese scheint plausibel, aber sie harrt noch einer wissenschaftlichen Überprüfung. Hierzu gehören Vergleiche mit erfolgreichen PISA-Ländern, Betfragungen und Erprobungen.

Anlass und Entwicklung der Hypothese "einsame Lehrer => benachteiligte Jungen"
Die Diskussion um die Benachteiligung von Jungen beginnt. Der Artikel in der Wirtschaftswoche wird sicher nicht unbeachtet bleiben. Dabei zeigt die Debatte besorgliche Ansätze. In dem Artikel wird auf die zappeligen Jungen verwiesen, die den Unterricht stören und damit schlechtere Noten erhalten In dem Artikel wird auf die Notengebung verwiesen, die den unterfordernden und störenden Jungen bestrafen. In dem Artikel wird auf die weibextreme Zeitschrift Emma verwiesen, die irgendwann mal die Diskriminierung der Jungen in der Schule gefordert hat. In dem Artikel werden Professoren zitiert, die die Diskriminierung der Jungen bestätigen.
In dem Artikel wird richtig erkannt, dass das Problembewusstsein der Lehrer wenig ausgeprägt ist, was sich bei Beginn der Diskussion aber sicher ändern wird. In den Argumenten vom Wirtschaftswochen-Artikel sind zwei ideologische Diskussionen "vorprogrammiert". Einmal ist da die Diskussion um die Geschlechterrollen, die in dieser Generation wieder mal geführt werden muss. Andererseits droht eine ideologische Diskussion um Schulformen und Lehrerausbildung. Diese Diskussion wäre falsch. Die Diskussion übersieht die altmodische Organisation von Schule als eine Ursache der Jungenbenachteiligung.
Um die subtile Wirkung der Schulorganisation zu verdeutlichen, wird detailliert auf die Lernprozesse eingegangen.
Die Statistiken aus früheren Artikeln [1], [2]und [3] legen in ihrer Gesamtheit eines nahe: die Jungenbenachteiligung ist ein subtiler Sozialisationsprozess während der gesamten Schulzeit. Hier wird weiter davon ausgegangen, dass ein Lehrer Jungen und Mädchen gerecht behandelt und für eine gerechte Benotung sorgt. Gerecht meint hierbei, dass auch die Schüler der Klasse die Benotung als gerecht empfinden. Weiter wird hier davon ausgegangen, dass Jungen tendenziell wegen der größeren Gehirnmasse kreativer/verspielter und weniger anpassungsfähiger als Mädchen sind. Mit Kreativität wird ist die Kreativität gemeint, die amerikanische Magaret A. Boden in ihrem Buch "Auf den Flügeln des Geistes" als P-kreativ (persönlich-kreativ) bezeichnet.
Die Definition der persönlichen Kreativität liegt vor, wenn ein Mensch seine individuellen Denkgrenzen durch eigenes Denken überwindet. Die Kreativität ist damit ein Teil des Lernens. Und Jungen nutzen häufiger das eigene Denken, um bestimmte Schemata in der Schule zu lernen. Dabei steht nicht von vorneherein fest, in welcher Situation das Nachmachen und in welcher Situation das kreative Selbsterdenken effizienter ist.
Der Unterschied kann man am "typischen" Beispiel verdeutlichet werden. Ein Schüler soll im Mathematikunterricht Steigungen berechnen. Weil er sich für die Programmierung des CAS-Computers interessiert, programmiert er die Berechnung in seinen CAS-Computer. Dabei glaubt er sich auf der sicheren Seite und ist stolz, weil er eine andere Lösung als der Lehrer gefunden hat. Der Schüler hat sich persönlich-kreativ mit der Berechnung der Steigung auseinandergesetzt. Leider wird im Unterricht viel zu selten darauf eingegangen, wie man die Tragfähigkeit von persönlich-kreativen Ideen prüft. Für den Schüler zeigt das richtige Computerergebnis, dass er die Aufgabe richtig gelöst hat. Der Lehrer nickt das Ergebnis ab und gibt dem Schüler ein positives Feedback, obwohl aus dem Ergebnis später Lernschwierigkeiten resultieren können. Der Schüler hat gelernt, wie er die Formeln programmiert. Wenn er später das Programm löscht, ist fraglich, ob er beim zweiten Programmieren wieder die korrekte Formel programmiert. Da die Programmierung ziemlich viel Zeit erfordert, ist auch fraglich, ob der Schüler Zahlenwerte korrekt aus einer Aufgabe herauslesen und in sein Programm eingeben kann. Der Lernprozess ist beim Jungen also nur unvollständig abgeschlossen. Da in der nächsten Stunde schon ein neues Thema dran ist, merkt der Junge erst bei der Arbeit, dass er das mit der Steigung nicht richtig verstanden hat.
An dieser Stelle hat der Lehrer vielleicht einen Fehler gemacht, weil er das Ergebnis des Jungen nicht hinterfragt hat. An dieser Stelle hat der Lehrer aber auch den Schüler für sein kreatives Verhalten kritisiert, weil der Schüler die Aufgabe nicht so gelöst hat, wie der Lehrer es wollte (und mangels Programmierkenntnisse kann).Vielleicht hat auch der Jungen ein Fehler gemacht, weil er sich um das Verstehen bemühte. Aber an einem Tag in der Schule muss ein Lehrer viele solcher Entscheidungen treffen - und bei vielen Entscheidungen wird er auf frühere Erfahrungen zurückgreifen.
Was hat dieser Lernprozess mit der Schulorganisation zu tun?
Die Entscheidungen des Lehrers basieren auf seinen früheren Erfahrungen. Nach meinen Erfahrungen sind Lehrer - unabhängig von der Schulform - Einzelkämpfer. Sie machen ihre Erfahrungen in ihrem Klassenraum und denken in Ihrem Arbeitszimmer darüber nach. Supervision, die der persönlichen Entwicklung der Lehrer dienen, sind an deutschen Schulen die absolute Ausnahme. Weil aber die Lehrer nur in ihrem eigenen pädagogischen Saft schmoren, haben sie Schwierigkeiten, persönlich kreativ die immer neuen Probleme im Unterricht zu lösen. Ein häufiger Lösungsansatz von Lehrern ist, dass sie den Unterricht einfacher strukturieren, was die Jungen zusätzlich benachteiligt. Da die Aufgaben sie schneller unterfordern, sind sie weniger aufmerksam. Dies sind aber immer nur tendenzielle Aussagen, dann die Leistungsunterschiede innerhalb einer Klasse sind so groß, dass Unterricht immer einer Gradwanderung ist - selbst bei leistungs-differenzierenden Unterricht.
Die Benachteiligung der Jungen ist nur ein Indiz für die überkommene Organisation der Schule. Das Burnout der Lehrer ist ein zweites Indiz. Gerade weil den Lehrern im Laufe ihres Lehrerlebens die kreative Puste ausgeht, nimmt die Benachteiligung der Jungen immer stärkere Ausmaße an. Der von Universitätslehrern beklagte Leistungsabfall bei den Schülern ist ein dritte Indiz.
Die Vereinzelung der Lehrer ist eine Ursache für das Burnout, die Benachteiligung der Schüler und das Absinken des Bildungsniveaus der Schüler. Die interne Organisation der Schule verbildet die Lehrer. Wenn das Vertrauen der Lehrer untereinander wieder gestärkt werden würde, dann steigt auch die Qualität der Schulbildung und es sinkt die Benachteiligung der Jungen.

Was diskutieren die Lehrer selbst?
Das Problem der Vereinzelung und die damit einhergehende zunehmen Verunsicherung der Lehrer wird übrigens selbst von den Lehrern kaum gesehen. Selbst die Benachteiligung von Jungen ist kein Thema, wie die Struktur der regionalen Bildungsforums zeigt.

Leserbriefe / Kommentare zu r Meldung


  1. Ende der Leserbriefe

Ticker und Querverweise

Ticker Querverweise
Altes Querverweise

Ratgeber
Denkanstöße vorm Kauf eines Eigenheims

30.10.2007 Aus Fehlern lernt der Dumme, der Kluge denkt vorher nach. Gerade beim Hauskauf bzw. beim Hausbau haben Fehler weitreichende Wirkungen. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen e.V. gibt einen Ratgeber zum Thema "Eigenheim", der unabhängig von den Interessen der Kreditvermittler, Verkäufern und Bauunternehmen Orientierungshilfen gibt.

Lustreise
Möllrings Flug im Kampfjet erregt Wenzels Kritik

08.11.2007 Der niedersächsische Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) ließ sich von der Bundeswehr zu einem Flug im Kampfjet Phantom einladen. Stefan Wenzel, Fraktionsvorsitzender der Grünen im niedersächsischen Landtag kritisiert diesen Flug im Schleudersitz als Geschenk, welches gemäß des Ministergesetzes verboten sei.

Hatz-IV-Beratung
12.11. - 1- €-Jobs // 14.12. - Tageseminar Hartz-IV in Goslar

09.11.2007 Am 12. November um 15:30 findet im Ver.di-Haus ein Vortrag zum Thema 1 euro;-Jobs statt. Die Referentin legt dar, unter welchen Bedingungen ein 1-Euro-Job zumutbar ist. Weiterhin soll dargestellt werden, welche Bedingungen für 1- euro;-Jobs erfüllt sein müssen.
Für den 14 Dezember ist ein Tagesseminar zu Hartz-IV mit dem Harald ThomÉ geplant. Das Seminar qwird vom ver.di in Goslar organisiert. Im Rahmen des Seminars sollen die neusten änderungen und Urteile vorgestellt werden.
[Nachtrag:
16.11.2007Redaktion: Korrektur von Rechtschreibfehlern]

Heinz-Sielmann-Stiftung
Grüne Band Eichsfeld wird gefördert.

09.11.2007 Als erstes Länder-übergreifendes Naturschutzgebiet wird das grüne Band Eichsfeld von Niedersachsen, Hessen und Thüringen mitgefördert. Das Projekt will den ehemaligen Grenzschutzstreifen als Naturschutzgebiet erhalten. Die Initiative für dieses Projekt geht auf die Heinz-Sielmann-Stiftung zurück. Die Stiftung finanziert mit über einer Million Euro zehn Prozent der Projektkosten.

Schulpolitik
25 neue Lehrer ab Februar 2008 im Landkreis

09.11.2007 Fritz Güntzler, Landtagsabgeordneter der CDU, freut sich, dass von den über 1000 Lehrerstellen für die aktuelle Rekrutierungsrunde insgesamt 25 Lehrerstellen in den Landkreis Göttingen kommen. Damit sieht er die Schulbildungen in Göttingen gut aufgestellt.

Subvention
Über 100k€ für Frauenförderung

10.11.2007 Der Landtagsabgeordnete Fritz Güntzler hat vom Ministerium über diese Förderung erfahren. Mit insgesamt 113k€ sollen die Koordinierungsstelle "Frauen und Wirtschaft" gefördert werden - wobei das Hauptziel der Koordinierungsstelle der Fortbildung von arbeitslosen Frauen ist.

Neues Früheres

CD - kalter kaffee
Die CD "Langschläferplatte"

13.11.2007 Die CD enthält 14 Tracks. Die Spieldauer beträgt 50 Minuten 16 Sekunden.

CD - mpath (mat white & band)
Die CD "Promotion-CD"

13.11.2007 Die CD enthält 4 Tracks. Die Spieldauer beträgt 15 Minuten 24 Sekunden.

CD - Ove Volquartz & Christian Dreher
Die CD "Live im Apex - Shooping-Musik 4.6.2005"

13.11.2007 Die CD enthält 5 Tracks. Die Spieldauer beträgt 30 Minuten 19 Sekunden.

CD - the hottentots
Die CD "graceful"

13.11.2007 Die CD enthält 15 Tracks. Die Spieldauer beträgt 63 Minuten 27 Sekunden.

Bauernfänger
Irreführende Werbung

13.11.2007 Die Süddeutsche Klassenlotterie finanziert die SKL-Show von Günter Jauch. Mit dem Markennamen Günter Jauch will das Lotterieunternehmen natürlich Geschäfte machen und ihre Lose verkaufen. Unter anderem wirbt die Firma Planet49 mit dem Namen Günter Jauch für den Kauf der Lose der Süddeutschen Klassenlotterie. Die Werbung selbst findet sich auf der Website von www.lotterie-gloeckle.de/. An diesem Werbeauftritt hat sich seit der letzten Kritik vor einundeinhalb Jahren wenig geändert und ich wurde wieder durch eine Werbeemail auf die Werbeseite aufmerksam.
[Anmerkung: Wegen erheblicher Mängel zählt diese Werbung für mich immer noch zur Bauernfängerei. Dr. Dieter Porth.]

Jungenförderung
CDU will Zahlen zur Geschlechtergerechtigkeit in Göttingen

03.06.2010 Für die kommende Ratssitzung hat die CDU einen Antrag eingebracht, wonach die Verwaltung feststellen soll, welche Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen in Göttingen bei den Schulabschlüssen und der Jugendarbeitslosigkeit bestehen. Die CDU sieht darin einen ersten Schritt, um die beruflichen Perspektiven der Jungen zu verbessern bzw. verbessern zu können.

Schulpolitik
CDU will mehr Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Realschulen

18.01.2010 Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende und Schulexperte der niedersächsischen Landtagsfraktion der CDU lobt die erweiterten Erlasse der Kultusministerin, die wegen des Rückgangs der Schülerzahlen eine erweiterte Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Real-Schule ermöglichen. Die Hauptschule kann so als eigenständige Schulform in Niedersachsen weitergeführt werden.
[Die erleichterte Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Realschulen ist faktisch eine Integrierte Gesamtschule-light (IGS-light); aber die konservative Ideologen behalten so ihre Schulform zur Ausbildung der Hartz-IV-Empfänger - die Hauptschule. Die statistisch signifikante Diskriminierung von Jungen im niedersächsischen Schulsystem bleibt weiterhin erhalten – bzw. wird weiter ignoriert. Dr. Dieter Porth]

"Broken-Links" - Legende - Home - Impressum - Em@il - Kontakt - A-A-A Schriftgröße - Über - Disclaimer - Werbung ---