geändert am 22.03.2006 - Version Nr.: 1. 40

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Wissenschaft

Prof. Helmut Grubmüller will in internationaler Kooperation einen Nanomotor bauen. Das verspricht eine technische Meisterleistung zu werden.

Bereich: Forschung

Dr. Dieter Porth - GöttingenDie Forscher am MPI für biophysikalische Chemie wollen einen Nano-Motor herstellen. Als Bearbeitungsmethoden stehen ihnen die Erfahrungen aus dem Bereich der Chipherstellung zur Verfügung. Die Herstellung eines solchen Motors auf der Chip-Technologie stellt sicher eine technische Meisterleistung dar. Der Nutzen für die Erkenntnis in der Wissenschaft ist wahrscheinlich mit der Erkenntnis aus den Mondfahrten vergleichbar.

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Pressemitteilung MPI für biophysikalische Chemie [ Homepage ] (Pressearbeit Dr. Ch. Nothdurft)

[Göttingen - 16.03.06] [Quelle: Website]

MAX-PLANCK-GESELLSCHAFT - Klein, kleiner, am kleinsten: Die EU fördert den Bau von Nanomotoren
Im Rahmen einer Initiative zur Förderung visionärer Forschungsprojekte stellt die Europäische Union Forschungsgelder   Kommentarpiktogramm  für die Entwicklung biologischer Nanomotoren zur Verfügung. Ein internationales Wissenschaftler-Konsortium unter der Leitung von Prof. Helmut Grubmüller am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen sieht vielfältige Anwendungsmöglichkeiten der Forschungsergebnisse, vor allem im biomedizinischen Bereich. Ein Baukasten von maßgeschneiderten Motorkomponenten soll dafür die Grundlagen schaffen.


Nanotechnologie ist eine der wichtigsten Zukunftstechnologien, die sich mit der Erforschung, Bearbeitung und Produktion von Gegenständen und Strukturen im Größenbereich von weniger als 100 Nanometer   Kommentarpiktogramm  (1 nm = 1 milliardstel Meter) bewegt. An der Schnittstelle zwischen unbelebter und belebter Natur geht es dabei um die Entwicklung biologischer Funktionsbausteine als Voraussetzung für deren technischen Einsatz. Erfolg verspricht ein interdisziplinärer Forschungsansatz, der die Biologie mit der computergestützten Physik, der Chemie und den System- und Ingenieurwissenschaften zu einer "Synthetischen Biologie"   Kommentarpiktogramm  verbindet.
Inzwischen hat dies auch die EU erkannt und mit ihrem NEST-Programm (New and Emerging Science and Technology) eine Initiative zur Förderung unkonventioneller und visionärer Forschung auf diesem Gebiet gestartet. Ein internationales Konsortium unter der Leitung von Prof. Helmut Grubmüller hat jetzt den Zuschlag für ein Forschungsvorhaben erhalten, bei dem es um die maßgeschneiderte Entwicklung und Herstellung künstlicher Systeme nach Bauplänen biologischer Funktionseinheiten geht. Mit ihrem Projekt NANOMOT verfolgen die Wissenschaftler das ambitionierte Ziel, Nanomotoren zu entwickeln und deren Komponenten im Baukastensystem zu verkoppeln.
Vorbild für einen solchen Nanomotor ist beispielsweise der Geißelapparat (Flagellenmotor) einiger Darmbakterien, der ihrer Fortbewegung dient. Ein Motorkomplex setzt dabei elektrochemische Energie aus ATP (Adenosintriphosphat), einem molekularen Energiespeicher, in eine Drehbewegung der auf einer Achse sitzenden Geißel um. Auch das "Verpacken" von genetischer Erbsubstanz (DNA) in Virenhüllen erfolgt durch einen biologischen Nanomotor mit rotierender Achse.
Anwendung finden könnten solche Nanokomponenten bei der Herstellung von DNA-, Protein- und Antikörper-Chips als miniaturisierte Plattformen für molekularbiologische und molekularmedizinische Untersuchungen sowie beim zielgenauen - und damit nebenwirkungsarmen - Einsatz von Medikamenten.


Im NANOMOT-Konsortium sind neben dem Göttinger Max-Planck-Institut als Koordinator die Universitäten Osnabrück, Dresden, Oxford, Basel und Zürich sowie der CSIC Madrid vertreten. Die finanzielle Förderung der EU beträgt ca. 2,3 Mio. Euro und erstreckt sich über einen Zeitraum von drei Jahren. Die Auftaktveranstaltung des Projekts fand am 10. und 11. Februar 2006 in Göttingen statt.
Damit ist NANOMOT bereits das dritte am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie angesiedelte NEST-Projekt. Fördermittel aus Brüssel   Kommentarpiktogramm  stehen bereits für den Bau eines hoch auflösenden Nanoskops (SPOTLITE; Prof. Stefan Hell) sowie für die zeitaufgelöste Röntgenstrukturanalyse kleiner bioorganischer Kristalle (TOTALCRYST; Dr. Simone Techert) zur Verfügung.

Rückfragen bitte an:
Dr. Joachim Bormann, Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, EU-Referat, Am Fassberg 11, 37077 Göttingen, Tel: 0551 201 -1076, Fax: -1175, eMail: xxx  Kommentarpiktogramm  


Irene Böttcher / MPIbpc 2006 © Prof. Helmut Grubmüller (links) und EU-Koordinator Dr. Joachim Bormann im Rechenzentrum der Abteilung. Dort sind 980 PC-Prozessoren zu einem Linux-Cluster vernetzt.
Prof. Helmut Grubmüller (links) und EU-Koordinator Dr. Joachim Bormann im Rechenzentrum der Abteilung. Dort sind 980 PC-Prozessoren zu einem Linux-Cluster vernetzt.

R. Berry / Oxford University 2006  © Aufbau eines bakteriellen Flagellenmotors. Der Stator (orange) ist in der Zellmembran verankert und umschließt den Rotor (Durchmesser 50 nm), der sich mit bis zu 1700 Umdrehungen pro Sekunde dreht.
Aufbau eines bakteriellen Flagellenmotors. Der Stator (orange) ist in der Zellmembran verankert und umschließt den Rotor (Durchmesser 50 nm), der sich mit bis zu 1700 Umdrehungen pro Sekunde dreht.

MPI für Biophysikalische Chemie © Marketing im Wissenschaftsbereich fängt beim Logo an!
Marketing im Wissenschaftsbereich fängt beim Logo an!

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Was macht die Meldung wichtig?

Die Bildung von internationaler Zusammenarbeit ist nicht mehr wissenschaftlich begründbar, sondern die Internationalisierung ist notwendige Vorraussetzung für die Vergabe von Fördergeldern?
Der Begriff "Synthetische Biologie" in der Pressemitteilung zeigt, wie wichtig die Erkenntnis ist. Insgesamt hat eine solche Leistung soviel mit Biologie zu tun wie die Herstellung einer Armprothese bei Otto Bock mit dem Wachstum eines Arms beim Embryo im Mutterleib. Die Pressemitteilung zeigt die Nachteile der Bürokratisierung von Wissenschaftsförderung: Durch die institutionalisierte Förderung werden technische Höchstleistungen weiterentwickelt. Die Förderung von revolutionären Ideen kümmert vor sich hin..

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