geändert am 27.09.2006 - Version Nr.: 1. 16

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Konzert-Kultur

<!-- TSchlagW -->Musik,Politik ~ <!-- THandeln -->kritisieren,fragen,erzählen ~ Dr. Dieter Porth - Göttingen

Der Betreiber des Cafe Kreuzbergs wendet sich als verbliebener Live-Club-Betreiber an die Stadträte. Er ist verärgert über die Idee, mit seinen Steuergeldern seine Konkurrenz zu fördern ohne schon bestehende Strukturen auch zu berücksichtigen. Die Förderung der Popkonzertkultur wird als richtig angesehen.

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Pressemitteilung Kontaktlink zu Cafe Kreuzberg [ Homepage ] (Ansprechpartner K. Wissmann)

[Göttingen - 21.09.06] [Quelle: Email]

Kleine Rundmail an die Ratsfraktionen der Stadt Göttingen - wegen Kulturausschuss am 21.9.06 und GT v. 19.9.06, Seite 9


Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,

als ich heute meine e-mails abrief, kam ich aus dem Staunen nicht heraus. Zig Anfragen, ob es das Café Kreuzberg nicht mehr gäbe oder ob der Laden nun schließen müsse. Die Ursache - Sie ahnen es vielleicht - der Artikel im GT vom 19.9.06 "Vielfältige Musikszene ohne Auftritte". Diesen Artikel hänge ich als PDF zu Ihrer info an.

Stellen Sie sich einmal vor, Sie schlagen z.B. die Göttinger HNA auf und dort steht zu lesen, daß Göttingen endlich eine Tageszeitung braucht, die solle bezuschußt werden und das ganze sei ganz wichtig, da die Anzahl der Zeitungskäufer so groß geworden sei, daß sie nicht mehr alle eine Zeitung kaufen könnten und es gäbe ja keine andere. - Ungefähr so wirkte der Artikel auf diejenigen, die täglich mit der Förderung von Nachwuchsbands in Göttingen zu tun haben - und natürlich auch auf mich!


1. Zum Titel: "Vielfältige Musikszene ohne Auftritte"
- Woher der Autor dies zu wissen glaubt bleibt ungeklärt? Oder besser: Wer hat diese Falschinformation geliefert?
Die Jahre, in denen in guter und enger Zusammenarbeit zwischen Rockbüro und vor allem dem Café Kreuzberg Nachwuchsbands gefördert und damals auf ca. 500 in der Region gezählt wurden, liegen lange zurück! Damals gab es tatsächlich zu wenig Auftrittsmöglichkeiten.
Heute ist das allerdings ganz anders: Das Café Kreuzberg dürfte (allenfalls noch teilweise das Juzi ) der nunmehr einzige verbliebene Ort sein, in dem Nachwuchsbands in Routine und regelmäßig auftreten dürfen (nichts gegen Exil, und Apex, nur dort sind es meist keine Nachwuchsbands!).
Wenn also so behauptet wurde, dann wäre es doch wohl vernünftig und allemal journalistisch opportun gewesen, einmal dort nachzufragen, wo hier weit und breit die einzigen Buchungen von Nachwuchsbands vorgenommen werden! Und da das Café Kreuzberg dies nun mal seit nunmehr 12 Jahren in der Region nahezu alleine ist, hätten wir hierzu durchaus fachkundige Antwort geben können! Ich kann Ihnen hierzu aus meiner über 12-jährigen Erfahrung in diesem Bereich aber sagen, daß wir angestammt versuchen, möglichst viele Göttinger Bands zu veranstalten und daß wir in den vergangenen 2 Jahren immer weniger auftrittswillige Bands in der Region finden!!! Wir haben eher Schwierigkeiten Nachwuchsbands aus der Region zu finden, als daß solche Bands keine Auftrittsmöglichkeit fänden!!!
Der Titel des GT-Artikels ist beweisbar falsch und führt bedauerlich in die Irre! Wir wären ausgesprochen dankbar, wenn man uns auftrittswillige Nachwuchsbands nennen würde! Wir suchen händeringend! (Bitte führen Sie hierzu nicht das Rockbüro an, von dort kommt fast nichts, es sei denn von Jan Sperhake, der aber neben seiner Rockbürovorstandstätigkeit seit einigen Monaten auch das Booking für das Café Kreuzberg macht!)

2. Wer für einen neuen Live-Club in Göttingen eine Anschubfinanzierung oder gar Folgefinanzierungen fordert, hat im Prinzip recht: Der live-Bereich ist zum Zuschußbereich geworden. Dies ist so schon seit vielen Jahren - und vor allem der Nachwuchsbereich ist in erster Linie eins für die Veranstalter: Teuer! Dies wissen alle, außer der Gema und dem Finanzamt!
Zu verstehen ist jedoch nicht, warum ein teurer neuer Club gefordert wird. Naheliegend wäre doch, dem bereits bestehenden Live-Club, der seit vielen Jahren in bewährter Manier Nachwuchsförderung betreibt einen Teil der beantragten Fördermittel zu geben, um damit nun wirklich etwas für den Nachwuchs zu tun! Was könnten wir allein mit der Hälfte des genannten Betrages alles anschieben!!!
Es ist auch nicht zu verstehen, wie ein solches Konzept gegenüber der Allgemeinheit gerechtfertigt werden sollte: Einerseits gibt es bereits einen Live-Club, der Nachwuchsförderung betreibt. Dieser Live-Club, das Café Kreuzberg, zahlt sogar Steuern, Gema usw. und dies ohne bisher öffentliche Gelder zu erhalten! Andererseits soll mit öffentlichen Mitteln nun ein neuer Live-Club errichtet werden, der dem bereits bestehenden Live-Club, der Nachwuchsförderung betreibt und den anderen Steuern zahlenden Live-Clubs, die bisher (außer Apex) keine Fördermittel der Allgemeinheit verschlingen, auch noch Konkurrenz macht! Dies wäre sicherlich juristisch auf Unsittlichkeit zu prüfen, auf Gleichbehandlung, wäre ein interessantes Thema für den Bund der Steuerzahler und ist eben so völlig kontraproduktiv wie unsinnig, daß sich schon im Vorfeld zig Menschen in Göttingen darüber aufregen - und dies schon ohne nähere objektive Informationen hierzu erhalten zu haben!
Was soll geschehen, wenn mal wieder ein neuer Live-Club in Göttingen aufgemacht wird? Etwas anderes als mit den anderen Live-Clubs, die in den vergangenen Jahren kamen und gingen? Mit all den wechselnden Betreibern, die zumeist - wenn die erste Steuererklärung fällig wurde oder die erste Gemakontrolle erfolgte - aufgeben mußten? Nun mit Finanzspritze der Steuerzahler - das soll doch wohl die neue Hoffnung darstellen! Was passiert dann aber mit den bereits bestehenden Clubs ohne staatliche Förderung, die sich nun plötzlich staatlich geförderter Konkurrenz "erfreuen dürfen". Ganz nebenbei: Ich habe - ohne Förderung - Auszubildende und auch sonst so einige Mitarbeiter. Soll ich die entlassen müssen, nur weil mal wieder jemand einen neuen Live-Club ausprobieren möchte?
Besuchen Sie einmal das Café Kreuzberg, machen Sie sich kundig! Als erstes wird Ihnen ein stark renovierungsbedürftiges Haus auffallen (der Eigentümer. Leinemann, ist in Insolvenz, Geld für Reparaturen gibt es nicht). Dann werden Sie feststellen, daß innen vieles einer Überarbeitung bedürfte: Offenkundig fehlt es hier an Mitteln! Und dies im einzigen seit Jahren unverdrossen den Nachwuchs fördernden Live-Club Göttingens! Wenn dieses Thema sich nun plötzlichen Interesses erfreut, so höre ich dies gern. Daß nun aber beabsichtigt wird, mit staatlichen Mitteln im Ergebnis den einzigen in Kontinuität den Nachwuchs fördernden Live-Club Göttingens durch Schaffung künstlicher Konkurrenz in den Ruin zu treiben, ist so aberwitzig, daß ich mir nicht vorstellen kann, daß dies im Ernst in Frage kommt. Hiergegen würde ich jedes erdenkliche Mittel einsetzen müssen, was Sie verstehen werden.

3. Für Nachwuchsbands ist es ja auch wichtig, einmal in einer anderen Stadt auftreten zu dürfen. Das Café Kreuzberg bietet hierzu seit Jahren Austauschmöglichkeiten zwischen verschiedenen Clubs bundesweit (wir stehen bundesweit mit ca. 8000 Veranstaltern in Informationsaustausch), soll der neue Club dies auch alles neu erfinden? Und welche Person soll dies tun? Bisher hat dies eigentlich niemanden sonst interessiert - hier in Göttingen! - Oder sollte man nicht vielmehr auf bereits bestehende und hart erarbeitete Erfahrungen - ohne daß hier jemals Zuschüsse geflossen wären - zurückgreifen?

4. Das im GT abgedruckte Foto aus dem Nörgelbuff zeigt übrigens alles andere als das Publikum einer Nachwuchsveranstaltung und spricht allein schon damit Bände! Der Nörgelbuff hat übrigens in all den Jahren nur ganz untergeordnet und gelegentlich Nachwuchsbands Auftrittsmöglichkeiten gegeben, das Stammpublikum war hierzu zu alt (über 25 Jahre).

5. Zumindest Herrn Hilmar Conrad liegt zum gleichen Thema eine mail des Exil vor. Auch dort ist man zu (gemeinsamem) Widerstand fest entschlossen! Jener mail können Sie etwas zur finanziellen Praxis entnehmen - leicht rechenbar damit, in welche Richtung die staatlichen Mittel dann "verrauchen" würden.

Ich möchte Sie sehr bitten, alle Informationen sorgfältig zu prüfen und stehe selbstverständlich zu korrigierenden Auskünften zur Verfügung (Tel. s.o.)! Leider werde ich bis zum Wochenende nicht in Göttingen sein, da ich morgen zur PopKomm nach Berlin reisen werde. U.a. nehme ich dort an Panels teil, die sich mit Fragen der Gema, der Nachwuchsförderung, dem Club-Sterben etc. Aus professioneller Sicht befassen - übrigens seit gut 8 Jahren als einziger Veranstalter Göttingens!

Mit freundlichen Grüßen,
Klaus Wißmann
(Cafe Kreuzberg  Kommentarpiktogramm  )
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